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Grenznahes AKW‑Projekt in Tschechien: Weiden meldet Bedenken

Tschechien plant den Bau eines neuen Atomkraftwerks auf dem Gelände des alten Kohlekraftwerks Tušimice, etwa 120 Kilometer von Weiden entfernt. Der Weidener Stadtrat hat nun formell Bedenken beim Umweltministerium in Bayern angemeldet – dabei geht es explizit nicht um eine generelle Haltung zur Atomkraft, sondern um potenzielle Risiken wie Erdbebensicherheit, Haftungslücken und Naturgefahren im grenznahen Raum.

1. Hintergrund: Baupläne & Standort

Tschechien möchte ab 2034 mehrere Small Modular Reactors (SMR) auf dem Gelände des Kohlekraftwerks Tušimice errichten. Die neue Anlage steht nur rund 120 km von Weiden entfernt – eine Standortwahl, bei der europäisches Umweltrecht eine grenzüberschreitende Beteiligung vorsieht oberpfalzecho.deoberpfalzecho.de.

2. Weidener Stadtratsentscheidung

2.1 Formelle Bedenken statt Technologiedebatte

Die Weidener Verwaltungsspitze, vertreten durch Rechtsdezernentin Nicole Hammerl, unterstrich:

Es geht nicht um generelle Atomkraft-Kritik, sondern um konkrete Risiken wie Erdbeben, Terror, Krieg oder Haftungsdefiziten bei einem Unfall oberpfalzecho.de.

2.2 Politische Debatte im Stadtrat

Der Antrag stammte von Grünen-Fraktionschefin und MdL Laura Weber. Unterstützt wurde er von der SPD, vor allem Fraktionssprecher Roland Richter betonte Weidens Tradition im Widerstand gegen Atomstrom (z. B. WAA-Spielberg). FDP und CSU warnten dagegen, städtisches Befassungsrecht sei begrenzt – Änderungsanträge verwiesen auf Zuständigkeit des Umweltministeriums oberpfalzecho.dex.comonetz.de.

Die Entscheidung fiel knapp mit 20:16 Stimmen zugunsten der Bedenkenmeldung an das Ministerium oberpfalzecho.de.

3. Auswirkungen & regionale Kritik

3.1 Sicherheitsrisiken im Fokus

Neben den genannten Sorgen durch Grüne und SPD äußerten tschechische Umweltbehörden selbst Bedenken bezüglich Grundwasser- und Naturschutzgebiete (Natura‑2000). Die Unsicherheit gegenüber Zulassungsverfahren bleibt hoch oberpfalzecho.de.

3.2 Gegenseite: Energiebedarf & AKW-Potenzial

CSU-Landräte wie Andreas Meier argumentieren, Deutschland hätte ohne Atomkraftwerke teure Energie aus dem Ausland (z. B. Tschechien) einkaufen müssen. Für Neustadt/WN und Tirschenreuth stellte der CSU-Landrat Technologie und Versorgungssicherheit als vorrangig dar – während Gegner den Klimaschutz und Endlagerung als ungelöste Themen betonen oberpfalzecho.deonetz.de.

4. Warum ist Weiden betroffen?

4.1 Entfernung & Einflusszone

Der Reaktorstandort Tušimice liegt weniger als 120 km von Weiden – und damit potenziell innerhalb von Evakuierungszonen und Risikobereichen bei einem (seltenen) Nuklearzwischenfall oberpfalzecho.de.

4.2 Präzedenzfall Wackersdorf

Auf lokaler Ebene hat die Region historisch starke Bürgerbeteiligung bei Atomprojekten gezeigt (z. B. Wackersdorf). Das stärkt das Verständnis für kritische Positionen aus der Zivilgesellschaft oberpfalzecho.deonetz.de.

5. Politische Pro & Contra

5.1 Argumente der Befürworter

  • SMR gelten als technologisch fortschrittlich
  • Versorgungssicherheit bei reduzierter CO₂-Belastung
  • Ersatz für auslaufende Braunkohlelokationen nahe der Grenze
  • Weltweit 62 AKW im Bau, Tschechien reihe sich in Trend ein onetz.deoberpfalzecho.de.

5.2 Stimmen der Ablehnung

  • Vorstände von SPD und Grünen: Atomkraft als Hochrisikotechnologie
  • Die „kleinen Reaktoren“ seien nicht sicherer – Energiesouveränität liege in regenerativen Alternativen
  • Fehlende Klärung zur Endlagerung und Haftung im Ernstfall onetz.deoberpfalzecho.de.

6. Mögliche Folgen & Reaktionen

6.1 Rolle des Umweltministeriums

Die Bedenken der Stadt werden nun dem Bayerischen Umweltministerium übermittelt – ein formaler Schritt im Rahmen der grenzüberschreitenden Evaluierung gemäß EU-Nachbarrechtsrichtlinien oberpfalzecho.dex.com.

6.2 Kooperation mit anderen Bundesländern

Auch Sachsen und Niedersachsen haben Einwendungen erhoben. Gemeinsam sollen mögliche Umwelt- und Sicherheitsfragen adressiert werden – Bayern verhandelt bereits mit dem tschechischen Ministerium oberpfalzecho.deoberpfalzecho.de.

7. Bedeutung für die Region

AspektBedeutung
UmweltrisikenErdbeben, Wasserverfügbarkeit, Strahlenrisiko
Politische BeteiligungLokale Stimme wird ernst genommen – auch gegen nationale Tendenzen
Zukünftige PlanungenFrühzeitiger Widerspruch sichert Transparenz im Genehmigungsprozess
BewusstseinsbildungBürger_innen fühlen sich betroffen, das schafft Reaktivität